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J - Howard Jacobsen

J - Howard Jacobsen

Düsterer postapokalyptischer Roman in der Nachfolge von Huxley oder Orwell.
 

Die Bewohner Port Reubens leben in scheinbarer Harmonie, sie hören nur noch Schnulzen und lesen kitschige Liebesromane, und nach dem schrecklichen Ereignis, über das nur als "Was geschah, falls es geschah" gesprochen wird, bekamen alle neue Namen. Kevern Cohen misstraut als Einziger dieser "großen Familie" und ihrer freiwilligen Ahnungs- und Meinungslosigkeit. Er ist ein Eigenbrötler, der die Bücher und Jazzplatten seines Vaters aufbewahrt hat und allein in einer Hütte auf den Felsen wohnt. Eines Tages wird ihm Aillin Solomons vorgestellt, eine schwarzhaarige Schönheit, und die beiden fühlen sich sofort zueinander hingezogen. Doch Keverns Unbehagen wächst: Ist ihre Liebe wirklich nur aus ihren spontanen Gefühlen genährt, oder haben andere Interesse an ihrer Beziehung? Ist er nur paranoid, oder werden sie tatsächlich überwacht und sind Teil eines allumfassenden, perfekt ausgeklügelten Plans? Ein prophetischer Gesellschaftsroman, ein psychologisches Meisterwerk, das uns und dem aktuellen Zeitgeist unerbittlich den Spiegel vorhält.

Rezension: Dreimal, bevor er sein Haus verlässt, kehrt Kevern Cohen zurück, um durch den Briefkastenschlitz zu gucken, ob auch alles am Platz ist: der Fernseher läuft, Tee ist gebrüht, der Seidenläufer ist nachlässig verwurstelt. Seine Ängste und Neurosen scheint er mit dem Autor zu teilen. Howard Jacobsons Roman "J" ist ein postapokalyptischer Albtraum. Das Ereignis wird nicht benannt, man referiert allenfalls auf "WAS GESCHEHEN WAR, FALLS ES GESCHEHEN WAR", offenbar ein exzessiver Gewaltakt, rasch verbreitet durch die sozialen Medien, weshalb seitdem alle elektronische Kommunikation eingestellt ist. Aus einem Sammelsurium von Stimmen und vielen Leerstellen, die erst beim Lesen gefüllt werden müssen, kristallisiert sich eine indoktrinierte Gesellschaft heraus, die sich in vorauseilendem Sich-Entschuldigen übt. Die Ausführungen gehen bis zu Keverns Großeltern zurück und erstrecken sich bei seiner Freundin Ailinn, einer aparten Schönheit mit "nestartigem, schwarzen Haar", bis zu deren Urgroßeltern. Das Liebespaar Kevern und Ailinn scheint zu Höherem auserwählt ... - Der collageartige Roman ist etwas anstrengend zu lesen, wird aber literarisch und philosophisch interessierte Leser/innen ansprechen.

Quelle: www.borromedien.de